Frühkindliche Reflexe: Bedeutung für Entwicklung und Gesundheit bei Kindern
- Mario Neuner
- 15. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Nov. 2024

Frühkindliche Reflexe sind ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Entwicklung und beeinflussen zahlreiche Aspekte des späteren Lebens. Aber was genau sind diese Reflexe, und wie wirken sie sich auf Lernen, schulische Leistungen und die Impulskontrolle aus? In diesem Beitrag wird erläutert, wie frühkindliche Reflexe das Verhalten und die Entwicklung eines Kindes prägen und warum das Verständnis ihrer Funktionsweise für die Förderung des Kindes so wichtig ist.
Was sind frühkindliche Reflexe?
Die wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass die Grundlagen für viele Wahrnehmungs-, Motorik-, Verhaltens- und Lernprobleme oft bereits früh in der Entwicklung eines Kindes gelegt werden. Neben der genetischen Ausstattung spielen die Bedingungen während der Schwangerschaft und die Art der Geburt eine entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung. Ein Großteil der vorgeburtlichen Gehirnentwicklung wird durch reflexgesteuerte Bewegungen beeinflusst, die vom Hirnstamm und Rückenmark kontrolliert werden.
Diese frühkindlichen Reflexe entwickeln sich bereits ab der 9. Schwangerschaftswoche (wie der Moro-Reflex) und sind zwischen der 15. und 18. Woche vollständig ausgebildet. Zu den wichtigsten frühkindlichen Reflexen gehören:
Moro-Reflex
Asymmetrischer tonischer Nackenreflex (ATNR)
Spinaler Galant-Reflex
Symmetrischer tonischer Nackenreflex (STNR)
Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR)
Die Rolle der Reflexe während der Schwangerschaft
Diese Reflexe verleihen dem Fötus die Fähigkeit, sich zu bewegen und auf Bedrohungen zu reagieren, um das eigene Überleben zu sichern. Bereits im Mutterleib können potenziell schädliche Ereignisse auftreten, auf die das ungeborene Kind mit diesen Reflexen reagiert. Beispiele für solche Ereignisse sind Unfälle der Mutter, Infektionen, psychischer oder körperlicher Stress sowie Komplikationen während der Schwangerschaft, wie vorzeitige Wehen oder eine Kaiserschnitt Geburt. Durch die Aktivierung der bereits entwickelten Reflexe kann das ungeborene Kind diese Gefahren abwenden.
Frühkindliche Reflexe während der Geburt
Auch bei der Geburt spielen diese Reflexe eine entscheidende Rolle. Sie helfen dem Kind, sich in die richtige Position zu drehen und aktiv am Geburtsprozess teilzunehmen. Diese Reflexe, wie der ATNR, unterstützen das Kind dabei, den Geburtskanal zu durchqueren und die Kompression der Nabelschnur während der Wehen zu überstehen. Der erste Atemzug und Schrei des Neugeborenen, die lebenswichtig sind, werden ebenfalls durch Reflexe, wie den Moro-Reflex, ausgelöst.
Die Aufgabe der Reflexe nach der Geburt
Nach der Geburt sorgen die frühkindlichen Reflexe weiterhin dafür, dass das Überleben des Säuglings gesichert ist. Zum Beispiel ermöglicht der Saugreflex dem Baby, unmittelbar nach der Geburt Nahrung aufzunehmen, und der ATNR hilft dem Kind, den plötzlichen Kindstod zu vermeiden, indem es sich umdreht, wenn es auf dem Bauch liegt.
Mit fortschreitender Gehirnentwicklung sollten diese Reflexe jedoch allmählich integriert werden. Dies bedeutet, dass sie durch differenziertere Bewegungsmuster ersetzt werden, die nicht mehr ausschließlich durch Reflexe gesteuert werden. Das Kind entwickelt schließlich die Kontrolle über Gleichgewicht und Körperhaltung, und die primitiven Reflexe sollten im Laufe des ersten Lebensjahres gehemmt oder integriert sein.
Was passiert, wenn frühkindliche Reflexe nicht vollständig integriert werden?
Wenn es während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder nach der Geburt zu Problemen kommt, kann es sein, dass diese überlebenswichtigen Reflexe nicht vollständig gelöscht werden und die weitere Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Dies kann zu einer Vielzahl von Herausforderungen führen, darunter:
Affektlabilität (Schwankungen in den Gefühlen)
Konzentrationsprobleme bei Kindern
Koordinationsstörungen
Einnässen und Einkoten
Stressbedingte und verstärkte Störungen
ADHS
Legasthenie
Dyskalkulie
Diese Symptome entstehen, weil der nicht integrierte Reflex die Zielbewegung blockiert und das Gehirn in den Überlebensmodus versetzt, der darauf abzielt, den Organismus am Leben zu erhalten.

Um das volle Potenzial eines Kindes auszuschöpfen, ist es entscheidend, dass frühkindliche Reflexe entweder durch natürliche Entwicklung oder gezielte Nachreifung abgebaut werden. In meiner Praxis biete ich mit der NeuroSense Kids Therapie spezialisierte Tests an, um nicht integrierte frühkindliche Reflexe zu identifizieren. Diese Therapie stützt sich auf fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen Neurowissenschaft, Physiologie und Bewegungswissenschaft und hilft den Kindern, verbliebene Reflexe abzubauen und ihre Entwicklung voranzutreiben.
Darüber hinaus bilde ich im Rahmen meiner Ausbildung NeuroSense Kids Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pädagoginnen und Pädagogen in diesem spezialisierten Bereich aus. Damit können sie Kinder gezielt fördern und ihnen helfen, Herausforderungen wie ADHS und Konzentrationsprobleme erfolgreich zu bewältigen.
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