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Long Covid und Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) – Ein Zusammenhang?

  • Autorenbild: Mario Neuner
    Mario Neuner
  • 20. Aug. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Nov. 2024


Long Covid und MCAS

Long Covid – mehr als nur eine verlängerte Genesungsphase

Long Covid ist inzwischen ein weit verbreitetes Phänomen. Etwa 10-20% der Menschen, die an Covid-19 erkranken, leiden auch nach der akuten Phase unter anhaltenden gesundheitlichen Beschwerden. Diese Symptome können Wochen, Monate oder sogar über ein Jahr andauern. Überraschenderweise berichten inzwischen auch einige Geimpfte von ähnlichen Langzeitsymptomen, was die Forschung vor neue Herausforderungen stellt.


Was genau ist Long Covid?

Von Long Covid spricht man, wenn Patienten auch Wochen nach der Infektion nicht vollständig genesen und an wiederkehrenden oder chronischen Symptomen leiden. Diese Symptome können sich erst nach 10-12 Tagen der Erkrankung entwickeln, oft in Verbindung mit einer erneuten Entzündungsreaktion im Körper. Besonders betroffen sind ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, aber auch junge, gesunde Personen können unter Long Covid leiden.


Symptome von Long Covid:

  • Chronische Erschöpfung und Müdigkeit

  • Atemnot

  • Schmerzen in Kopf, Gelenken und Muskeln

  • Konzentrationsstörungen, "Brain Fog"

  • Psychische Probleme wie Depressionen

  • Anhaltender Verlust oder Störung des Geruchs- und Geschmackssinns

  • Magen-Darm-Probleme

  • Herzbeschwerden, wie Herzrhythmusstörungen

  • Schlafstörungen und starkes PMS

  • Die Rolle von Entzündungen und Mastzellen


Aus früheren Viruserkrankungen wissen wir, dass Erschöpfungszustände oft durch anhaltende Entzündungsreaktionen im Körper ausgelöst werden. Bei Covid-19 scheint eine ähnliche Dynamik am Werk zu sein. Eine übermäßige Entzündungsreaktion, ausgelöst durch die Aktivierung von Mastzellen, könnte der Schlüssel zu Long Covid sein. Mastzellen sind Teil unseres Immunsystems und setzen bei Bedrohungen Histamin und andere Entzündungsmediatoren frei. Diese Reaktion, die eigentlich den Körper schützen soll, kann jedoch außer Kontrolle geraten und zu einer Histaminintoleranz oder einem Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) führen.


Mastzellenaktivierung MCAS


Der Zusammenhang von Long Covid und MCAS?

Die Forschung zu Long Covid steckt noch in den Kinderschuhen, aber ein möglicher Ansatz ist, dass Long Covid eine Form von Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) sein könnte, das durch die Infektion oder Impfung getriggert wurde. Mastzellen, die eine Schlüsselrolle im Immunsystem spielen, können durch verschiedene Faktoren wie Infektionen, Allergene oder Stress überaktiviert werden. Wenn diese Überaktivierung auftritt, setzen Mastzellen eine Vielzahl von Substanzen frei, darunter Histamin, Zytokine und andere Entzündungsmediatoren, die eine Kaskade von Symptomen hervorrufen können.


Diese Symptome können vielfältig und systemisch sein, da Mastzellen in fast allen Geweben des Körpers vorhanden sind. Häufige Symptome einer Mastzellüberaktivierung sind Hautausschläge, Juckreiz, Atembeschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und neurologische Symptome wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen. Interessanterweise überschneiden sich viele dieser Symptome mit denen, die bei Long Covid-Patienten beobachtet werden, was die Hypothese stützt, dass Long Covid zumindest teilweise auf eine Dysregulation der Mastzellen zurückzuführen sein könnte.


Ein weiterer Aspekt, der diese Hypothese untermauert, ist die Ähnlichkeit der Symptome von MCAS mit denen einer Histaminintoleranz. Histamin ist ein biogenes Amin, das in vielen Lebensmitteln vorkommt und auch im Körper als Teil der Immunantwort freigesetzt wird. Eine Überproduktion oder eine unzureichende Metabolisierung von Histamin kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Hautreaktionen. Da viele Long Covid-Patienten über Symptome klagen, die auch bei Histaminintoleranz auftreten, könnte dies auf eine Fehlregulation der Mastzellen hinweisen.


Die genaue Pathophysiologie von Long Covid ist jedoch noch nicht vollständig verstanden. Es wird vermutet, dass neben der Mastzellüberaktivierung auch andere immunologische Mechanismen, wie Autoimmunreaktionen oder anhaltende virale Fragmente, eine Rolle spielen könnten. Zudem ist es möglich, dass Long Covid ein Syndrom mit mehreren Ursachen ist, bei dem die Mastzellaktivierung nur eine von mehreren beteiligten Pathways darstellt.


Die Behandlungsmöglichkeiten für Long Covid könnten daher in Zukunft Ansätze umfassen, die auf die Regulation der Mastzellaktivität abzielen. Dies könnte die Verwendung von Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder sogar spezifischeren Immuntherapien einschließen, um die Überaktivierung der Mastzellen zu kontrollieren und die damit verbundenen Symptome zu lindern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass weitere Forschung erforderlich ist, um diese Hypothese zu bestätigen und effektive Behandlungsstrategien zu entwickeln.


6 Möglichkeiten zur Behandlung und Vorbeugung von Long Covid:


In der Praxis haben sich einige Maßnahmen als hilfreich erwiesen, um sowohl Covid-19 als auch Long Covid besser zu bewältigen:


Antihistaminika: Präparate wie Desloratadin und Famotidin können helfen, die Freisetzung von Histamin zu kontrollieren. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin an den Rezeptoren, was dazu beiträgt, die übermäßige Entzündungsreaktion im Körper zu reduzieren. Insbesondere bei Patienten mit einer vermuteten Mastzellüberaktivierung können Antihistaminika die Symptome wie Juckreiz, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden lindern.


Nährstoffe: Die gezielte Einnahme von Nährstoffen wie Vitamin C, Vitamin D3 + K2, Zink, Calcium und Magnesium unterstützt das Immunsystem und wirkt stabilisierend auf die Mastzellen. Vitamin C und Zink sind für ihre immunstärkenden Eigenschaften bekannt und können helfen, Entzündungen zu reduzieren. Vitamin D3 spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation des Immunsystems und kann bei der Bekämpfung von Infektionen und der Vermeidung von Autoimmunreaktionen unterstützend wirken. Magnesium und Calcium sind wichtig für die Zellfunktion und tragen zur Stabilisierung der Mastzellen bei.


Natürliche Mittel: Natürliche Substanzen wie Quercetin, Tulsitee, OPC (Oligomere Proanthocyanidine) und Schwarzkümmelöl haben entzündungshemmende Eigenschaften und können die Mastzellen beruhigen. Quercetin ist ein pflanzliches Flavonoid, das die Freisetzung von Histamin hemmen und die Mastzellstabilität erhöhen kann. Tulsitee (auch als Heiliger Basilikum bekannt) wirkt adaptogen und kann helfen, den Körper bei der Stressbewältigung zu unterstützen. OPC, das in Traubenkernen vorkommt, hat starke antioxidative Eigenschaften und kann die Gefäßgesundheit verbessern. Schwarzkümmelöl ist für seine entzündungshemmenden und immunmodulierenden Wirkungen bekannt.


Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend, um das Immunsystem zu stärken und die Symptome von Long Covid zu mildern. Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung, unterstützt die Lymphdrainage und hilft, das Immunsystem zu aktivieren. Stressabbau ist von besonderer Bedeutung, da Stress die Mastzellaktivität erhöhen und die Symptome verschlimmern kann. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Antioxidantien, Ballaststoffen und gesunden Fetten, unterstützt die allgemeine Gesundheit und reduziert Entzündungen. Ausreichend Schlaf ist notwendig für die Regeneration des Körpers und die Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems.


Darmsanierung: Eine gesunde Darmflora spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Mastzellaktivität und der Aufnahme von Histaminen. Im Darm sitzen viele Mastzellen, die bei Dysbiose oder anderen Störungen des Mikrobioms überaktiv werden können. Eine gezielte Darmsanierung kann helfen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und die Histaminaufnahme zu reduzieren. Dies beinhaltet die Einnahme von Probiotika, Präbiotika und die Vermeidung von Lebensmitteln, die reich an Histaminen oder Histaminliberatoren sind. Probiotika wie Lactobacillus rhamnosus und Bifidobacterium lactis können das Mikrobiom unterstützen und die Entzündungsreaktion im Darm reduzieren. Zudem können fermentierte Lebensmittel und eine ballaststoffreiche Ernährung die Darmgesundheit fördern und dazu beitragen, die Mastzellaktivität im Darm zu regulieren.


Vagusnervstimulation und Stressreduktion: Die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems durch die Stimulation des Vagusnervs kann eine effektive Methode zur Stressreduktion und zur Verbesserung der Symptomkontrolle bei Long Covid sein. Der Vagusnerv, der längste Nerv des autonomen Nervensystems, spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Entzündungsreaktion und der Beruhigung des Körpers. Techniken wie tiefe Bauchatmung, Meditation, Yoga und gezielte Vagusnervstimulation durch elektrische Geräte können helfen, den Vagusnerv zu aktivieren und das parasympathische System zu stärken. Dies führt zu einer Reduktion der Stresshormone, einer verbesserten Herzfrequenzvariabilität und einer allgemeinen Beruhigung des Nervensystems. Eine regelmäßige Vagusnervstimulation kann daher nicht nur zur Stressbewältigung beitragen, sondern auch die Symptome von Long Covid mildern, indem sie die Mastzellaktivität reduziert und das Immunsystem ausbalanciert.



 
 
 

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